DIENSTAG / 05. MÄRZ 2013 / 20:00 Uhr

Der Großteil der Musiker neigt dazu, sich nur in stilistisch engen Grenzen zu bewegen. Aber es gibt auch Künstler, die von Natur aus neugieriger und kreativer sind und musikalische Projekte starten, die sie gelegentlich weit aus ihrer Komfortzone herauslocken. China Moses und Raphaël Lemonnier gehören dieser Gattung an. Es sind Musiker, die zunächst so unterschiedliche Karrieren eingeschlagen haben, dass man niemals auf die Idee gekommen wäre, dass sich ihre Wege eines Tages kreuzen könnten.

Nach zahlreichen gemeinsamen Projekten in den vergangenen Jahren haben China Moses und Raphaël Lemonnier jetzt unter dem Titel “Crazy Blues” ein neues Album aufgenommen. Diesmal ist es eine Hommage an die Grande Dames des Blues und Soul, die China seit geraumer Zeit fasziniert haben: dazu gehören Mamie Smith, Helen Humes, Lil Green und Ma Rainey, aber auch Stars wie Esther Phillips, Nina Simone, Janis Joplin, Etta James, Ann Peebles und Donna Summer. Sowie natürlich Dinah Washington.

Um Vergleichen mit den Originalen aus dem Weg zu gehen, bemühten sich China Moses und Raphaël Lemonnier, den Kompositionen durch die Arrangements einen innovativen Dreh zu geben. So peppen sie beispielsweise den Lil-Greene-Klassiker “Why Don’t You Do Right?” durch eine fetzige Hornsection auf, während bei Dinah Washingtons “You’re Crying” ein sehr modern klingendes Streicherensemble zum Einsatz kommt. Zu den Album-Highlights gehören Chinas Duette mit Sly the Mic Buddah a.k.a. Sly Johnson von der französischen Rap-Gruppe Saïan Supa Crew (in Esther Phillips’ “Cherry Wine”) und dem britischen Sänger Hugh Coltman (in “Closing Time”).

Durch ihre erfrischenden Interpretationen gehen China Moses und Raphaël Lemonnier zwar auf wohltuende Distanz zu den Orignalaufnahmen der präsentierten Songs, bewahren aber zugleich deren eigentlichen Geist. Mit “Crazy Blues” ist ihnen so nach “This One’s For Dinah” ein noch größerer und durch und durch unterhaltsamer Geniestreich gelungen.